Mit dem Tesla durch Norwegen

Ein Reisebericht über unseren Norwegen Urlaub 2016.

Norwegen hat die höchste Zulasssungquote an Elektrofahrzeugen, das wollte ich mir unbedingt ansehen. Natürlich ist Norwegen auch ein tolles Urlaubsland, nach unserer Tour nach Island 2014, zog es uns wieder in den Norden. Um nicht nur im Auto zu sitzen verzichteten wir darauf ganz hinauf zum Nordkapp zu fahren. Daß man das Nordkapp mit dem Elektrofahrzeug erreichen kann, haben schon einige Tesla Fahrer bewiesen. Unsere Tour ging von Oslo bis hinauf nach Andalsnes und die Fjordküste über Bergen, Stavanger wieder herunter. Einige wichtige Fotopunkte hatte unsere Tochter schon ausgemacht, danach haben wir Route und Aufenthaltspunkte geplant.

Neben dem Bericht auf der Seite gibt es auch ein reines Fotoalbum zu Elektrofahrzeugen in Norwegen. Wer Spass hat nur Fahrzeuge und Ladestationen anzusehen. Ein Album mit Landschaftsbildern folgt.

Unsere Stationen:

Anfahrt : Der Weg über Schleswig, Dänemark, Schweden nach Oslo

Oslo: Die schöne Stadt mit den vielen Elektrofahrzeugen

Fahrt nach Andalsnes und Ankunft an der Hütte

Andalsnes: Atlantic Ocean Road, Trollstigen, Geirangerfjord

Fahrt nach Bergen: Viel Wasser und eine Fähre mit Überraschung

Bergen: Bryggen, eine historische und schöne Stadt mit 320 Regentagen, aber wir hatten Sonne

Forsand / Helle: Stavanger, Preikestolen, Kjerag Bolten

Heimweg: in einem Tag zurück

 


Anfahrt 1. Tag

Es gibt einfachere Wege nach Norwegen zu kommen, z.B. fliegen, aber ich wollte fahren - mit dem Elektroauto. Die Reiseplanung hat mich beschäftigt, der EV Tripplanner hilft dabei Fahr- und Ladezeiten recht genau zu kalkulieren.

Das Auto wurde gepackt, mit Wanderkleidung, 3 Kameras, Schwebestativ, 4 Handys und Zubehör, jede Menge Verlängerungs- und Anschlussleitungen fürs Auto. Da Norwegen eine andere Erdung hat (IT-Netz) funktioniert der Deutsche Original Tesla Ladeadapter (UMC) nicht in Norwegen, wohl aber der NRGKICK Ladeadapter.

Da Norwegen ein teures Land ist, ähnlich der Schweiz haben wir auch zwei Klappboxen voll Lebensmittel eingepackt, mit dem Nötigsten.

Am Start in Filderstadt

Tourplan für den ersten Tag

Unsere erste Etappe führte uns bis in den Norden von Deutschland nach Schleswig. Den ersten Supercharger (SUC) Gramschatzer Wald erreichten wir mit knapp 40% Restkapazität.

Supercharger Gramschatrzer Wald

Ab jetzt führte uns nur noch die A7 bis zum Tagesziel. Anders als das Navi sich gedacht hat, habe ich noch eine Zwischenladung in Rhüden eingeschoben um nicht 40 Minuten in Lutterberg laden zu müssen. Schneller wurde die Reise dadurch aber nicht, jedoch sind mehr Pausen besser für die Mitfahrer. Am Supercharger Bispingen gibt es den Snow Dome, eine Indoor Skihalle in der man ganzjährig Skifahren kann. Wir habendort im Hofbräu Wirtshaus in der Halle Mittag gegessen, mit Blick auf die Skifahrer. Zum Skifahren lernen ist das sicher nicht schlecht, uns hätte es nur mal aus Spaß interessiert dort zu fahren. Eine sportliche Herausforderung ist es nicht und günstig auch nicht. Bis wir mit Essen fertig waren war der Tesla komplett voll geladen. Die Vorklimatisierung ließ uns trotz hoher Aussentemperaturen in ein angenehmes temperiertes Fahrzeug einsteigen.

Die Fahrt durch Hamburg und den Elbtunnel lief problemlos, nördlich Hamburg ist die A7 im August 2016 jedoch Dauerbaustelle.

An unserem Ziel Schleswig liegt ebenfalls ein Supercharger, Busdorf, den wir noch mitnahmen um nicht am nächsten Morgen laden zu müssen. Busdorf hat bereits eine beeindruckende Anzahl von Ladepunkten und eine eindeutige Beschilderung der Ladeplätze. Auf der ganzen Tour waren die Supercharger nicht zugeparkt, lediglich stark belegt in der Nähe von Oslo und Bergen.

Bilanz des ersten Tages 838 km und ein Schnitt von vergleichsweise günstigen 189 Wh/km, geschuldet einigen Baustellen und damit nicht so schneller Fahrt.

Am Abend in Schleswig versuchte ich noch Interesse halber die örtliche Ladestation am Hafen zur Abgabe von Strom zu bewegen, das ging jedoch mit den üblichen Karten nicht. Es bräuchte eine Karte der örtlichen Stadtwerken. Als Normal Elektrofahrzeugfahrer wäre ich wohl gestrandet, mangels Authentifizierung.

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Anfahrt 2. Tag

Der zweite Tag startete Weiter nach Dänemark bis zum SUC Middelfart. In Middelfart durfte mein Sohn Markus, das erste mal ans Steuer des Tesla. Markus hatte seit einigen Wochen den Führerschein, das war hier war seine Premiere mit dem Tesla. Das Fahren klappt prima und braucht nicht allzuviel Erklärungen. Schnell setzt sich die Erkenntnis durch, daß das Fahren mit dem Tesla eher einfacher ist, als mit einem Schaltwagen. Überhaupt meint Markus, das Auto ist gefahren... er hat den Autopilot (AP) relativ schnell eingesetzt, natürlich mit der Maßgabe das Assistenzsystem genau zu kontrollieren.

Der AP ist wie ein kleines Kind, daß man beaufsichtigen muß. Mit der Zeit wächst das Vertrauen und der AP wird auch Woche für Woche besser. Der AP war auf der großen Tour eine riesige Hilfe die langen Strecken zu bewältigen.

Mein persönlicher Autopilot

Supercharger KOGE

Der Supercharger Koge vor Kopenhagen ist sehenswert. Die Anzahl Ladestationen, dazu das Solardach. Daneben kann man noch eine verwaiste Batteriewechselstation von Betterplace ansehen. Batteriewechsel hat sich nicht durchgesetzt, auch weil Schnellladung so schnell geht.

Tesla achtet in den meisten Fällen darauf, daß ein WC am Supercharger zu finden ist. In Koge gab es auch einen kleinen Supermarkt an der Tankstelle und wir konnten uns schon auf die hohen nordischen Preise einstimmen. Bezahlen lässt sich im Markt wie fast überall mit der Kreditkarte, da wir keine Dänischen Kronen hatten.

Die Fahrt ging über die Öresundbrücke Richtung Malmö. Leider kostet die Fahrt über die Brücke rund 50€, auch für Elektrofahrzeuge. Weitere Stops waren in Löddeköpinge, wo der SUC an einem großen Einkaufszentrum liegt. Es hat dort auch Schnellladestationen von Clever und e-on mit 8 Ladeplätzen! Na geht doch dachte ich mir, hier kommen nicht nur Teslafahrer zur Ladung, aber wir sind in Schweden und nicht in Deutschland.

 

Löddeköpinge

Weitere Ladestopps sind am SUC Falkenberg und SUC Uddevella. In Schweden läßt sich gut fahren, jedoch war die Höchstgeschwindigkeit permanent auf 110 km/h limitiert, wenigstens fuhren das alle sehr gleichmäßig. Am SUC Falkenberg haben wir gesehen, daß selbst der MC Donald einen freien Triple Charger hat. Der SUC war schon gut frequentiert kaum ein freier Platz.

Der letzte SUC war Solli in Norwegen kurz vor Oslo, da ich noch nicht wußte wie gut sich in Oslo laden läßt. Kurz vor dem Ziel nochmal voll zu laden ist ein wenig nervig, da wir schon lange unterwegs waren. Solli war auch nahezu voll, man bekommt eine Ahnung was in Oslo los ist mit Elektrofahrzeugen. Vor Oslo nahm die Tesla-Dichte massiv zu, alle 5 Minuten fuhr einer vorbei. Wir haben schnell aufgehört mitzuzählen. Auf der Einfahrtstraße nach Oslo gab es eine Busspur die von Elektrofahrzeugen gut frequentiert waren. Am 2. Tag waren wir rund 1000 km unterwegs, das war die zweitlängste Etappe dieser Tour.

Unser Hotel lag mitten in Oslo, leider kein Parkplatz und keine Ladestation! Das Hotel dirigierte uns in eine Tiefgarage drei Blocks weiter, für 30€ am Tag. Was das Hotelpersonal nicht richtig wußte, daß wir mit dem Elektrofahrzeug einige Stunden hätten umsonst parken und laden können.

Parkhaus in Oslo am Bankenviertel

Aber hej, im Parkhaus gab es Ladeplätze, Schuko wie so oft dafür ohne weitere Abrechnung. Der bange Moment als ich den NRGKICK angeschlossen habe, klappts? Ja Strom fließt, Auto lädt, vorsichtshalber nur mit 10A.


Oslo

Oslo ist eine schöne Stadt mit alten Gebäuden dem Königsschloß, einer großen Fußgängerzone aber auch viel moderner Architektur.

Rathaus
Rathaus Oslo

Der Vorteil unseres First Hotel Millenium war, daß wir alles in Oslo laufen konnten. Die Fußgängerzone hinter dem Haus, zum Rathaus und zur Aker Brygge war es nicht weit. In der anderen Richtung war man auch schnell an der Oper. Das Hotel selbst hatte im Sommer 2016 schon bessere Zeiten gesehen und war von verschiedenen Reisegruppen voll belegt. Der Preis war trotzdem über 500 € für zwei Nächte in der Junior Suite.

Opernhaus Oslo
Opernhaus Oslo

Das Opernhaus Oslo ist einer Eisscholle nachempfunden. Man kann die schräge Ebene nach oben laufen und hat von dort einen schönen Ausblick.

 

Architektur in Oslo
Moderne Architektur in Oslo

Die Architektur ist teilweise recht modern, die Architekten trauen sich etwas, nicht nur am Opernhaus.

Aker brygge

Das Gebiet Aker Brygge, ist auf einem ehemaligen Werftgelande entstanden. Hier gibt es Wohn- und Bürogebäude, viel Gastronomie und einige Shops. Abends ist hier einiges los.

Aker Brygge
Aker Brgge

Die Norweger gehen mit elektrischer Energie relativ entspannt um. Im Lokal rechts ist eine Batterie von Heizstrahlern um auch bei 15° Außentemperatur gemütlich außen zu sitzen. Das Wasser läuft in Norwegen überall von den Bergen, entsprechend versorgt sich Norwegen fast ausschließlich aus Wasserkraft. In vielen Häusern wird mit Strom geheizt, früher mit Stromdirektheizungen, heute auch vermehrt mit Wärmepumpen. Der Arbeitspreis liegt zwischen 3 und 10 Cent / kWh zuzüglich Netznutzungsgebühren und Steuern. Es ist in Norwegen möglich feste oder schwankende Strompreise zu wählen.

Essen gehen in Norwegen ist teuer, Peppes Pizza ist eine Kette in Norwegen, sehr zu empfehlen und noch bezahlbar.

 

Elektrofahrzeuge laden in Oslo
Elektrofahrzeuge laden in Oslo

Die Quote an Elektrofahrzeugen ist sehr hoch in Oslo, gefühlt jedes 8 - 10 Auto fährt rein elektrisch, daneben sehr viele Hybride, z.B. Mitsubishi Outlander und die Prius Flotte in Generation 2-4.

An Ladeplätzen wie diesen oben lacht das Herz, es sind fast nur Elektrofahrzeuge zu sehen. Die Ladesäulen sind mit einem Schlüssel zu bedienen und haben zwei Schuko Steckdosen. Eine Abrechnung gibt es nicht. Andere Ladesäulen mit Typ 2 Anschluss von Mennekes (!) brauchen eine Karte zur Authentifizierung. Da es Ladestationen in großer Anzahl gibt, wird es auch nicht so eng gesehen wenn ein Fahrzeug an einer Ladestation steht und nicht angeschlossen ist. Unser Tesla stand langsam ladend in der der teuren Tiefgarage.

Teslas in Oslo
Teslas laden in Oslo

 

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Fahrt nach Andalsnes

Die Fahrt von Oslo nach Andalsnes war eigentlich mit 440 km vergleichsweise kurz. Wir fuhren voll geladen los und haben einen kurzen Abstecher an die Skisprungschanze und das Skimuseum am Holmenkollen gemacht. Von der Skisprungschanze hat man einen schönen Blick über Oslo, das Museum erklärt etwas zur Entwicklung der Schanze und des Skifahrens in Norwegen.

Landstrasse
Auf der E6 vor Dovre

Kurz hinter Oslo hörte die 4-spurige Straße auf, wir kamen am damals noch im Bau befindlichen SUC Nebbenes vorbei. Unser Ziel war SUC Lillehammer und weiter zum SUC Dombås. Ab Lillehammer war Markus wieder Pilot bis Dombås und konnte seine Erfahrungen auf der Landstraße sammeln. Auf den Landstraßen in Norwegen gilt 80 km/h und auch die sind nicht immer fahrbar. Markus fuhr "Strich" am Tempolimit, trotzdem waren wir deutlich besser im Verbrauch als das Navi vorher gesagt hatte. So kam es auch dass das Navi uns ohne weitere Ladungen direkt zum Ziel schicken wollte.

Am SUC Dombås haben wir vorsichtshalber trotzdem geladen und eingekauft für die kommenden Tage. Ein KIWI Supermarkt ist neben dem Supercharger, ebenso wie das obligatorische WC, daß diesmal etwas kostete.

Teslafahrer(innen) in Norwegen grüßen sich nicht, es sind einfach viel zu viele. Wenn die Norweger einen Deutschen Tesla sehen gibt es ab und zu eine Ausnahme.

Lader

Ladepunkte von Arctic roads

Aufgefallen ist uns, daß neben dem Supercharger immer auch Lader von anderen Anbietern gibt, in dem Fall von Artic Roads. Es gibt immer Chademo und CCS, sowie Typ 2. Die Tour wäre auch gut mit einem Fahrzeug mit 150 km Reichweite zu machen gewesen, da es genügend Lader gab.

Von Dombås ging es hauptsächlich abwärts. Einige LKW auf engen Strassen verhinderten, daß man schneller fahren konnte. Auf der anderen Seite fahren die LKW wo sie können auch 85 km/h, d.h. eigentlich über Limit.

Hütte in Andalsnes
Unsere Hütte am Campingplatz Andalsnes

Viele Campingplätze in Norwegen haben neben Stellplätzen auch "Hütten", diese sind wie eine Ferienwohnung mit dem Nötigsten ausgestattet. Zwei Schlafzimmer, Dusche und eine gut ausgestattete Wohnküche. Auf dem Campingplatz konnte man natürlich auch Gemeinschaftswaschmaschinen nutzen. WLAN gab es auch, die größte Not war gelindert ;-). Im Norwegischen Fernsehen laufen Spielfilme in OV, d.h. oft in Englisch aber auch mal in Deutsch.

Trotz nur 440 km sind wir den ganzen Tag an den "paar" Kilometern gefahren. An Ladezeiten liegt es nicht, sondern eher daran, dass man nicht viel mehr als einen 50 er oder 60 er Schnitt in Norwegen schafft.

Tagesbilanz

Unsere Tagesbilanz der Energie war dann auch überraschend. Der Verbrauch war trotz einiger Berge nur 158 Wh/km, seit dem letzten Supercharger nur 108Wh/km. Durch das lange Gefälle war der Verbrauch einige Zeit auf "0". Mittlerweile waren wir 2308 km ab zu Hause unterwegs.

Spannend im wahrsten Sinn des Wortes war die Aufladung am Campingplatz. Wir hatten bei der Buchung schon gefragt ob wir laden können und hatten zur Antwort bekommen, daß dies kein Problem sei. Die Steckdose im Flur hatte überhaupt keinen Schutzleiter! Der NRGKICK Ladeadapter hat sich davon nicht beirren lassen und der Tesla lud. Da an der zweipoligen Steckdose normalerweise ein Heizkörper eingesteckt ist, machte ich mir um Leitungen und Absicherungen keine Sorgen. Wenn man seicht über den Tesla mit dem Finger gefahren ist, hat man eine leichte Vibration gespürt - minimale Leckströme aus der Ladeelektronik, da ja keine Erdung da war. Ok ich habe mir eine neuere Steckdose in der Küche gesucht mit Schutzleiter. Glücklicherweise hatte ich eine 50m Verlängerung dabei, die ich einmal ums Haus legen konnte. Ladung in der ersten Nacht mit 8A hat ausgereicht für 90% Ladung und jetzt war auch keine "Vibration" mehr vorhanden, da die Steckdose geerdet war.

Kurz drauf entdeckte, ich dass es an einer der Nachbarhütten sogar eine spezielle Ladesteckdose gab.

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Andalsnes, Atlantic Ocean Road

Eine Ausflugstour zur Atlantic Ocean Road (Atlantikstraße oder auch Atlanterhavsvegen) eine interessante Straße die viele Inseln verbindet. In Norwegen ist viel Wasser zu überbrücken, an Fjorden oder über Inseln. Es geht über Brücken, in Tunneln unter dem Meer oder mit Fähren. Alle drei Varianten haben wir an dem Tag erlebt.

Altantic Ocean Road
Atlantic Ocean Road

Auf 8 km gibt es viele interessante Stellen, auch Kontakt zum Meer. Bei schlechtem Wetter wird man auf dieser Straße durch die Gischt ordentlich naß. Auf der Straße wurden auch Pressefotos für den Opel Ampera E gemacht.

am Normeer
Am Nordmeer

Hinter der Atlantikstraße ging unser Ausflug weiter über die Insel Averoy nach Kristiansund. Der Atlanterhavstunnel vor Kristiansund geht 3 km steil abwärts bis 250 Meter unter die Meeresoberfläche um dann wieder 3 km zu steigen. Vor dem mautpflichtigen Atlanterhavstunnel habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Der Anteil Elektrofahrzeuge ist auf nahezu 100% angestiegen. Hauptsächlich Nissan LEAF, IMiEV aber auch viele E-Golf und E-UP sind zu sehen. Elektrofahrzeuge auf der Gegenfahrbahn und welche die uns im Tunnel den Berg rauf überholt haben. Des Rätsels Lösung ist, daß Elektrofahrzeuge von der Tunnel und Brückenmaut befreit sind. Der Benzinverkauf auf der Insel ist massiv zurück gegangen. Die Tankstellen bieten mittlerweile auch Strom an und nennen sich Energiestationen.

Wir haben jedoch wieder mal an einem Tesla Supercharger geladen, diesmal in Aspøya und uns wieder auf den Heimweg nach Andalsnes gemacht.

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Trollstigen

In Andalsnes praktisch "hinter dem Haus" sind die Trollstigen, eine ebenfalls imposante Paßstraße, die von der nördlichen Seite sehr steil ist und dann flacher in Richtung des Geirangerfjordes abfällt.

Trolle sind allgegenwärtig in Norwegen und die Trollstigen ist die Leiter der Trolle.

Trollstigen in Wolken
Trollstigen in Wolken

Die Paßstraße führt von Meereshöhe bis auf ca. 1000 m.

Tesla an den Trollstigen
Tesla an den Trollstigen

Der Verbrauch auf den paar Kilometern lag jenseits von 700 Wh/km, gut dass es auch wieder abwärts geht und man die Energie zu einem ganzen Teil wieder in die Batterie zurück bekommt.

Wandern an den Trollstigen
Wandern an den Trollstigen

Wir waren mehrfach an den Trollstigen, nicht nur zum Fahren, sondern auch zum Wandern im Nationalpark.

Gletscher
Gletscher an den Trollstigen
Geirangerfjord
Geirangerfjord

Auf der anderen Seite kommt man zum Geirangerfjord, wo die großen Kreuzfahrtschiffe regelmäßig vorbei sehen.

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Bei Forsand

Ende August, Anfang September ist die Saison in Norwegen ziemlich vorbei und der Campingplatz leert sich. Nach 5 Nächten, dann der Abschied aus Andalsnes und ab jetzt wieder Richtung Süden.

Camping Andalsnes

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Fahrt nach Bergen

Eigentlich ist es nicht weit nach Bergen, es ist jedoch jede Menge Wasser dazwischen.

Navi

Das Navi zeigt für die erste Etappe von 184 km 3h13min, zuzüglich der Zeit für Fähren. Es ist in Norwegen ganz normal, daß ein Stück einer Straße Fähre ist. Üblicherweise fahren die meisten Fähren oft, insofern halten sich die Wartezeiten in Grenzen. Es wird klar, daß die 471 km nach Bergen auch wieder ein tagesfüllendes Programm werden. Der Weg ist das Ziel und so fahren wir frühmorgens ein letztes Mal über die Trollstigen und haben einen kurzen Blick in den Geirangerfjord.

SUC Sandane
Supercharger Sandane

Eine kurze Rast am schön gelegenen Supercharger Sandane. Vespern am Wasser.

MV Ampere
Fähre Ampere

Auf der Fähre zwischen Lavik und Oppedal höre ich kein Brummen sondern ein Summen! Sollte es sein was ich denke? Ja die Fähre fährt elektrisch!

Für die Nicht-Elektriker > das ist ein Elektroantrieb der Superlative!

Für die Elektriker: 2 Fahrmotoren je 450 kW, Speicher 1 MWh Lithiumbatterie. 2 Schnelladestationen an jeder Seite des Fjord mit je 1 MW Ladeleistung und jeweils eigener Pufferbatterie. Die Antriebstechnik ist von Siemens. Eine Überfahrt braucht nur 150 kWh.

Die Fähre "Ampere" fährt die 6 Kilometer über den Sonjefjord 34 mal am Tag. Es passen 360 Passagiere und 120 Fahrzeuge auf das Aluminiumschiff. Die Treibstoffkosten gegenüber einem Dieselschiff sind um 60% reduziert. Weitere 40 E-Fähren sollen eingesetzt werden.

Kaum erwähnenswert ist, dass während der Überfahrt 4 Teslas auf der Fähre standen. Die Akkus der 4 hätten auch gereicht um die Energie für die Überfahrt zu liefern.

Insgesamt durften wir für die Strecke Andalsnes - Bergen, 4 x Fähre fahren an dem Tag.

Kurz vor Bergen dann die letzte Ladung am Supercharger Bergen, denn am Hotel gabs keine Lademöglichkeit, das wussten wir bereits.

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Bergen

Bergen
Bergen Böhmergaten, Strandgaten

Unser nagelneues "Magic Hotel" am Böhmergaten war chic, aber im Sommer 2016 leider noch nicht fertig. Das Frühstück hing morgens in der Tüte am Türgriff, den vollen Preis ähnlich Oslo hat es trotzdem gekostet, nunja. Im Innenhof war ein KIWI Supermarkt, die Verpflegung war gesichert. Das Hotel liegt etwas außerhalb, aber nahe genug um in die eigentliche City zu laufen.

Am Ankunftstag hatten wir das Wetter, daß es in Bergen an 320 Tagen im Jahr gibt, Regenwetter. An unserem eigentlichen Besuchstag hatten wir Glück, Sonne!

Bergen
Bergen vom Floyen

Mit der Standseilbahn kann man auf den Floyen fahren und hat von dort einen wunderbaren Blick über die Stadt!

Bryggen
Bryggen

Bryggen früher auch die "Deutsche Brücke" war ein wichtiger Handelsplatz und ist Weltkulturerbe. Die Handelshäuser wurden durch Brände mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Auch im Moment werden zwei Häuser renoviert mit den alten Bautechniken, jedoch modernen Spinkleranlagen. In den Häusern finden sich viele Shops und Werkstätten, in denen sich manche stundenlang aufhalten können.

Es gibt tolles Softeis in riesigen Portionen. Gut und vergleichsweise preiswert essen kann man bei EGON, ebenfalls einer Kette in Norwegen.

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Forsand

Die Fahrt von Bergen nach Forsand mit 257 km war relativ unspektakulär. Anfangs hatte mich das Navi wohl wegen eines Staus von der Hauptroute abgeleitet, so dass wir auf eine kleinere Fähre in Krokeide leider eine Stunde warten mußten. Wenn der Fährfahrplan im Navi noch berücksichtigt würde, das wäre schon was... Der Seegang war auch entsprechend so das ausnahmsweise mal Wasser über das Bugtor kam. Bisher hatten wir immer ruhiges Wetter gehabt. Ein Trost war, daß Elektrofahrzeuge an den allermeisten Fähren für das Fahrzeug nichts bezahlen, die Passagiere schon.

In Aksdal am Supercharger und Supermarkt, stärken sich Fahrzeug und Familie für die letzte Etappe nach Stavanger und von dort weiter nach Helle. Ein Telefonat mit unserem Vermieter der Ferienwohnung brachte neue Erkenntnisse: Es sind vor 15 Jahren ausgewanderte Deutsche, Strom ist wie besprochen kein Problem, sie sind zu Hause und warten auf uns.

Forsand/ Helle liegt ganz in der Nähe unserer letzten Ziele in Rogaland am Lysefjord. Die Wohnung selbst war etwas abgelegen, aber toll ausgestattet und sehr groß. Die Vermieter sind sehr freundlich und haben uns viele tolle Tipps gegeben. Wir hatten drei Schlafzimmer und alles was das Herz begehrt an Küchengeräten, mehr Fernsehprogramme wie zu Hause, bis hin zur Waschmaschine und Schuhtrocknern war alles da! Der Tesla durfte an Schuko in der Einfahrt laden. Maximal wären 13A möglich gewesen, geladen habe ich mit 10A, was für unsere Touren immer gereicht hat. Für den Strom der Wohnung und für die Ladung wollte er 1 Krone / kWh, das sind rund 13 Cent :-). Das war neben der Ladung zu Hause das einzige mal auf der Reise, daß ich für Energie bezahlt habe.

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Stavanger

Das Wetter war nicht gut genug für unsere großen Wanderungen, so haben wir zuerst einen Ausflug nach Stavanger gemacht. Stavanger ist die Stadt des Öls. Norwegen ist mit dem Öl reich geworden und Stavanger ist das Drehkreuz der Ölindustrie in Norwegen. Direkt vor dem Ölmuseum gibt es Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Das Ölmuseum ist sehenswert und durchaus nicht unkritisch dem Thema gegenüber. Das Museum zeigt welche Aufwändungen notwendig sind für die Exploration und Förderung des Öls und welchen Stellenwert Norwegen weltweit im Vergleich einnimmt.

Die Norweger sind ganz schön clever, sie verkaufen ihr Öl und fahren selber Elektrofahrzeuge mit eigen erzeugtem Strom aus Wasserkraftwerken.

Stavanger
Stavanger

Auch in Stavanger legen große Kreuzfahrtschiffe an, die aus dem alten Stadtviertel gesehen den halben Horizont einnehmen.

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Preikestolen

Auf Tipp meiner Tochter sind wir morgens früh auf den Preikestolen gestartet. Um die Zeit waren tatsächlich noch wenige unterwegs und wir kamen gut voran. Es war aber nicht nur ein Wanderweg, die Bergschuhe hatte wir zurecht an, da es über einige Steine steil bergauf geht. Wir wundern uns allerdings über Norweger die mit Turnschuhe über die Steine joggen offenbar als morgendliches Training.

Ein besonderer Tipp ist dort zu übernachten und den Sonnenaufgang dort zu erleben. Auf Instagramm finden sich viele Fotos dazu.

 

Predigtstuhl

Anja an der Kante, Markus fotografiert

An der Kante der Plattform geht es 600 m runter zum Lysefjord, klar daß da alle rauf und an die Kante müssen.

 

Anja am Preikestolen

Der Blick von oben ist fantastisch. Der Blick an der Kante schwindelerregend!

Am späten Vormittag wurde es voller auf der Plattform, es schienen einige Busladungen am Parkplatz angekommen zu sein. Der Weg hinauf glich einer Ameisenstraße, wir waren froh unten zu sein.

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Kjerag Bolten

Ein Hauptziel des Urlaubs war die Wanderung auf den Kjerag und dort auf den Kjerag Bolten stehen, einem Felsbrocken der spektakulär in einer Spalte eingeklemmt ist.

Für die Wanderung starten wir frühmorgens mit der Schnellfähre von Forsand aus Richtung Lysebotn. Bei den Fähren hätte ich mir wirklich ein Luftfahrwerk gewünscht um mehr Bodenfreiheit zu bekommen. Alle mussten rückwärts auf die kleine Fähre. Obwohl alle Passagiere ausgestiegen sind, habe ich beim überfahren der Rampe aufgesetzt. Es schien keine bleibenden Schäden gegeben zu haben. Da die Batterie unter dem Auto hängt, bleibt ein schlechtes Gefühl. Am Fahrzeug Unterboden hat es jedoch rechts und links ein Blechprofil das zuerst aufsetzt, bevor es die Batterie in der Fläche trifft.

Schnellfähre Forsand Lysebotn

Die Fähre "brettert" die 40 km durch den Fjord in einer Stunde trotz mehrerer Stationen. Mitfahrer sind neben Touristen auch etliche Leute die so zur Arbeit kommen. Auch ein Gabelstapler war Mitfahrer.

In Lysebotn geht es glücklichereise mit dem Auto steil den Berg hinauf und einen ganzen Teil der 1000 Höhenmeter bis zum Kjerag hat man so schon geschafft.

Kjerag

Die Wanderung auf den Kjerag ist nicht ohne. Es geht steil hinauf und ohne die fest montierten Ketten am Berg wäre es für uns nicht möglich gewesen. Man startet durch die Autofahrt relativ hoch, muss aber durch zwei Quertäler und hat damit auf der insgesamt 10 km langen Wanderung 690 m Aufstieg und 690 m Abstieg gemacht.

Kjerag
Kjerag Plateau

Oben angekommen geht es lange über ein Hochplateau, einer Mondlandschaft gleich. Der Weg folgt immer dem roten "T".

Anja auf dem Bolten

Anja am Ziel! Sie musste da hoch und lief schon die ganze Wanderung wie magnetisch Richtung Bolten.

Markus auf dem Bolten

Ich war ganz froh unsere Kinder wieder heil zurück zu haben. Vor und hinter dem Stein gehts richtig runter...

Der Blick vom Bolten spektakulär. Links gibt es noch einen kleinen Wasserfall der 715 m frei fällt. Basejumper nutzen den Platz gerne.

Blick am Kjerag

Die Landschaft toll!

Der Heimweg mit dem Auto über die Hochebene im Rogaland war länger als die Fahrt mit der Fähre morgens. Die Landschaft in der Hochebene ist fast wie in Island.


Heimweg

Knapp drei Wochen waren wir unterwegs und es wurde Zeit für den Heimweg. Auf dem Hinweg waren wir über Schweden gefahren, auf dem Rückweg kürzen wir ab. Eine Heimfahrt von 1500 km + Fähre wird eine Gewalttour, aber es ging viel besser als gedacht.

SUC Lyngdal

Wir starteten Donnerstag früh von Forsand, weiter über den Supercharger in Lyngdal bis zur Fähre nach Kristiansand ganz im Süden Norwegens. Es waren nur 236 km in Norwegen, aber die zogen sich und langsam kam der Wunsch auf, wieder German-Autobahn zu fahren, damit es ein Stück gibt. Wir hatten sehr vorsichtig kalkuliert und waren mehr als vorzeitig am Fährterminal. Überraschung an der Fährkasse, man händigte mir ohne viel Rückfragen die Tickets aus. Eine Kennzeichenerkennung hatte das Fahrzeug an der Kasse identifiziert und die Vorbestellung erkannt.

Die blaue Schnellfähre von Colorline konnte zweispurig über eine große Rampe angefahren werden. Es war wenig los, Platzprobleme gab es keine. Als Abschluß gab es noch Essen vom Buffet, direkt mit Blick zum Bug hinaus. Der anfängliche Nebel hat keine Begeisterung bei meinen Mifahrerinnen ausgelöst, die vermuteten wohl den plötzlich auftauchenden Eisberg vorne. Der Nebel lichtete sich und die See war glatt. Die Stimmung stieg, das Essen schmeckte und etwas Kreuzfahrtfeeling kam auf den 3 1/2 Stunden auf. Die restlichen Kronen wurden im Duty Free Shop umgesetzt. Es ist bemerkenswert was aus dern Shops herausgetragen wurde. Das Schiff kam mir mehr wie ein schwimmendes Kaufhaus vor.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang

Der Rest ist schnell erzählt. Wir sind an der Nordspitze von Dänemark Donnerstag Abend um 20:00 Uhr angekommen und hatten jetzt 1200 km vor uns durch die Nacht. Wir konnten uns zu dritt abwechseln beim Fahren. Die ersten SUC waren Randers und Rodekro. Vor Hamburg hat uns das Navi von der Autobahn geholt, vielleicht um einen Stau auf der A7 zu umgehen, es kostete leider Zeit. Nach Hamburg lief es gut mit Autopilot auf Tempo 140 km/h konstant (wo erlaubt) bis Bispingen. Von Bispingen weiter über die leeren Autobahnen nach Rhüden, Malsfeld und dann ein Frühstück am Gramschatzer Wald. Freitag kurz vor 10 Uhr morgens waren wir zu Hause in Filderstadt.

Ich habe den Tesla ans Netz gehängt und wir haben ausgeladen. Der Tesla war nach zwei Stunden auf 90% und bereit zu neuen Strecken, wir brauchten jedoch eine Mütze Schlaf.

Die energetische Bilanz des Urlaubs waren 1073 kWh und 5681 km.

Elektromobilität funktioniert auch auf Langstrecke. Wenn Tesla es schafft, sollten es die anderen auch können.

Norwegen ist ein schönes Land, viel Wasser von unten und von oben. In zwei Jahren vielleicht auf die Lofoten, dort soll es auch schön sein.

 

Ralf Wagner, September 2016

ralf.wagner@ralfwagner.de